Warum Hörhilfen ?

Veröffentlicht am Kategorisiert in Hör-Sprach-Verstehen

Warum sollten Hörhilfen bei Hörverlust getragen werden; was bringen sie und warum sollten sie sofort nach der Diagnose „Hörverlust“ Deine Freunde werden?

Hörhilfen sollen zum einen die Hörfähgikeit und damit die Möglichkeit der Teilnahme an der Kommunikation und der Wahrnehmung der zu hörenden Umwelt verbessern. Zum anderen können sie störende Ohrgeräusche/Tinnitus minimieren. Bei Hörverlust verlernt unser Hörzentrum das Hören. Vernetzungen im Hörzentrum mit höheren kognitiven Ebenen im Gehirn werden abgeschwächt oder gar abgebaut. Abhängig von der Dauer eines Hörverlustes und dem, was ein Mensch so tut, kann dann auch ein kognitiver Abbau erfolgen. Hörverlust bedeutet zunächst fehlende akustische Stimulation des Gehirns. So wirken z.B. hohe Töne anregend, geben eine größere Anzahl an Impulsen auf die Großhirnrinde und aktivieren damit die kortikale Tätigkeit. Je mehr Reize das Gehirn aktivieren, desto mehr neuronale Verknüpfungen entstehen, die zerebrale Prozesse anregen. Bei Hörverlust im Hochtonbereich beispielsweise fehlen somit diese Stimulation und damit die neuronale Verknüpfung sowie die Anregung kognitiver Prozesse. Das erste Ziel von Hörhilfen ist demzufolge die Stimulation der Hörbahnen und weiterer kognitiver Prozesse. Durch Wieder- Hörbarmachen von Umweltgeräuschen, die ohne Hörhilfen nicht aufgenommen und damit nicht verarbeitet werden könnten. Das zweite Ziel von Hörhilfen ist die Verbesserung des Sprachverstehens. Wer Sprache nicht mehr ausreichend verstehen kann, um mit zu reden, der ist „draußen“. „Draußensein“ heißt „sozial isoliert sein“. Soziale Isolation kann zu Depression führen. Auch die extreme Anstrengung, die erforderlich wird, um aus ungenau gehörter Sprache einen Sinn zu kombinieren, führt häufig zu körperlicher Erschöpfung und diese wiederum zu sozialem Rückzug. Der dritte Gewinn von Hörhilfen liegt in der digitalen Vorverarbeitung der über Mikrofon aufgenommenen akustischen Umwelt. So kann das Verstehen im Störgeräusch z.B. durch Richtmikrofontechnik erleichtert werden, die Klangqualität insgesamt individuell angenehm gestaltet werden und durch die Wahl verschiedener Hörprogramme individuelle Hörsituationen gestaltet werden. Die Notwendigkeit dieser Leistungsmerkmale der Hörhilfen hängt mit der Deprivation der Hörbahnen, also dem Abbau von zerebralen Prozessen durch Schwerhörigkeit zusammen. Eine Hörhilfe kann nur helfen, wenn dieser Abbauprozess rückgängig gemacht wird und dafür ist Hörtraining notwendig. Ab einem bestimmten Hörverlust reichen die am Ohr getragenen Hörhilfen allein nicht aus und technisches Zubehör wird zusätzlich notwendig.